Bevor Sie Energie tanken und neue Kräfte mobilisieren, sollten Sie Ihre persönlichen Stärken und Schwächen besser kennen - also eine professionelle Diagnose durchführen:
Wo bleibt Ihre Energie? Wie bewältigen Sie Energie zehrende Situationen? Was verursacht Ihren "Energieverbrauch"? Nutzen Sie die richtigen Quellen für neue Kräfte?
Tipp: Absolvieren Sie die folgenden Tests, bevor Sie unsere Tipps zum Tanken von Energie und zur Mobilisierung neuer Kräfte anwenden.
Energie tanken und neue Kräfte mobilisieren ist die wichtigste Fähigkeit, weil wir damit unser kreatives Potential in Erfolge umsetzen. Wir fühlen uns in unseren Anstrengungen wohl und genießen sie richtig. Menschen, die voller Begeisterung bei der Sache sind, können fast den ganzen Tag und die halbe Nacht arbeiten, brauchen nur ein paar Stunden Schlaf, wachen frisch auf und arbeiten mit gleichem Engagement und Spaß weiter. Ihre Leistungen liegen weit über dem Durchschnitt; sie sind meist immun gegen Depressionen.
Wenn wir Energie tanken und neue Kraft schöpfen, genießen wir das tiefe Gefühl, etwas Wichtiges vollbracht zu haben. Das stärkt unser Selbstvertrauen und den Wunsch nach neuen Herausforderungen. Die von uns empfundene Genugtuung ist zugleich Quelle der Inspiration für unsere Mitarbeiter, für die wir Vorbild sind. Aber was hält uns davon ab, dass wir uns immer so bei der Arbeit fühlen?
Im Laufe des Tages wird ständig Energie von uns abgezogen. Frustrierende Aufgaben halten uns davon ab, unsere persönliche Energie optimal zu nutzen. Erschöpfung, Entfremdung, Langeweile, Orientierungslosigkeit und Depression beginnen; unser Alltag wird unerfreulich und unbefriedigend. Über einen längeren Zeitraum hinweg bewirken die Energie zehrenden Situationen belastenden Stress, der unsere gesamte Existenz bedrohen kann.
Der psychologische Fachbegriff für persönliche Energie heißt Antrieb. Es ist die Kraft, die für alle psychischen und physischen Leistungen notwendig ist. Man erkennt diese Kraft an Dingen wie Lebendigkeit, Schwung, Initiative, Tatkraft und Aufmerksamkeit (Fokussierung). Dieser Antrieb wird durch Motivation und Willenskraft auf ein Ziel gelenkt und macht die Realisierung dieser Ziele erst möglich. Fehlender Antrieb (persönliche Energie) führt langfristig zur Depression. Beispiele für depressive Symptome sind:
In praktisch jeder Situation werden bei uns „automatisch“ bestimmte Gefühle zu dem ausgelöst, was wir sehen, hören, denken und tun. Das liegt daran, dass alle unsere Sinneswahrnehmungen durch das Gefühlszentrum in unserem Gehirn als positiv (z. B. Lust) oder negativ (z. B. Angst) bewertet werden. Dies beeinflusst unsere persönliche Energie.
Positive Gefühle „erzeugen“, und negative Gefühle „verbrauchen“ Energie. Als menschliche Wesen können wir - im Gegensatz zur Tierwelt - diese Bewertung steuern. Bei manchen Menschen klappt das sehr gut, bei anderen weniger. Es ist also eine Fähigkeit, die man Emotionale Intelligenz nennt.
Die Steuerung unserer persönlichen Energie erfolgt über unsere subjektive Interpretation der Situation. Wenn wir keine Bedrohung wahrnehmen, empfinden wir keine Furcht, gleichgültig wie groß oder klein die reale Gefahr auch sein mag. Wenn wir zum Beispiel unsere Leistungsfähigkeit und unsere Kreativität als besonders erfolgreich bewerten, fühlen wir uns freudig, erregt und zuversichtlich. Dagegen werden wir Ängste, Unsicherheiten und Zweifel empfinden, wenn wir unsere Fähigkeiten als unzureichend oder unterlegen wahrnehmen (Minderwertigkeitsgefühle).
Häufig handelt es sich um negative Wahrnehmungs-Gewohnheiten, die die Wirklichkeit in einer Weise verzerren, dass viele Menschen glauben, sie könnten ein Problem nicht lösen, obwohl sie es - objektiv gesehen – erfolgreich bewältigen könnten. Entscheidend für unser Wohlbefinden sind also nicht die äußeren Umstände, sondern unsere subjektive Bewertung der Situation und unserer Fähigkeiten. Mit dieser Bewertung können wir unsere persönliche Energie steuern.
Sowohl positive als auch negative Emotionen sind normale, gesunde Reaktionen auf bestimmte Situationen. Eine Person, die glaubt, sie sollte nur positive Gefühle haben, stellt unrealistische Ansprüche an sich selbst und ihre Mitmenschen.
Dennoch ist es nicht gesund, wenn langfristig negative Gefühle überwiegen. Das behindert sowohl die eigene Entwicklung als auch unsere Leistung. Die meisten Menschen sind nicht bewusst negativ; wenn aber negative Stimmungen in einer Organisation vorhanden sind, neigen die Beschäftigten auch zu negativen Verhaltensweisen.
Beispielsweise tendieren sie dazu, Veränderungen zu widerstehen und richten ihre Energie gegen ihre Mitarbeiter, Kollegen und Vorgesetzten. Streitigkeiten, offene oder verdeckte Konflikte, Verärgerungen und Misstrauen halten Mitarbeiter und Führungskräfte davon ab, sich auf ihren Beitrag zum Unternehmenserfolg zu konzentrieren.
Oft kommt es zu einem Teufelskreis, weil negative Verhaltensweisen noch mehr Negatives fördern. Dieser Teufelskreis raubt unsere persönliche Energie. Andererseits versetzt positive Energie die Menschen in die Lage, Aufgaben zu erledigen, Beziehungen zu entwickeln und aufrecht zu erhalten sowie kreativ zu denken.
Positive Gefühle fördern die Selbstachtung, konstruktives Verhalten sowie das Gefühl der Erfüllung und Selbstverwirklichung. Die Mitarbeiter sind konzentriert, einig, aufmerksam und uneingeschränkt kooperativ. Sie hören zu, unterstützen einander, sind risikobereit und vertrauensvoll.
Diese Verhaltensweisen sind eine wichtige Voraussetzung für eine leistungsorientierte Unternehmenskultur und wesentlich wirksamer als die Erzeugung von Druck, weil sie die persönliche Energie aller Mitarbeiter und somit der gesamten Organisation stärken.
Die meisten Gefühle, deren Auslöser und unsere Reaktionen darauf haben wir im Laufe unserer Entwicklung erlernt und zur Gewohnheit gemacht. Und was wir gelernt haben, können wir auch verlernen oder umlernen. Dazu müssen wir uns zunächst diejenigen Verhaltensmuster und Einstellungen bewusst machen, die uns Schwierigkeiten bereiten, also persönliche Energie rauben.
Dazu ist vor allem eine bewertungsfreie Wahrnehmung unserer Gefühle notwendig. Wir müssen einen Schritt zurücktreten und möglichst unvoreingenommen bemerken, was gerade passiert, also welche Gefühle konkret ausgelöst wurden.
Wichtig ist dabei auch, dass wir die Gefühle tolerieren und akzeptieren, statt sie zu ignorieren, zu bekämpfen oder zu verdrängen. Negative Gefühle kann man nicht einfach willentlich wieder loswerden. Solche Bemühungen führen meist nur zu einem Teufelskreis mit neuem Stress. Negative Gefühle auszuhalten und zu erkennen, welche Botschaft darin steckt, ist eine wichtige Kompetenz.
Zum Umgang mit negativen Gefühlen sei nochmals an den oben genannten Test erinnert: Emotionale Belastungen wirksam überwinden.
Führungskräfte sollten Vorbilder sein, von denen man lernen kann, wie man persönliche Energie tanken kann. Für eine Führungskraft ist es besonders wichtig, mit Energie zehrenden Problemen und emotional belastenden Ereignissen in der Organisation umzugehen. Dazu gibt es zahlreiche Strategien. Hier einige Beispiele:
Eine der wirksamsten Maßnahmen zur Förderung positiver persönlicher Energie ist die Wahrnehmung der Vorbildfunktion der Führungskraft. Dazu ist eine grundsätzlich positive Einstellung gegenüber sich selbst, gegenüber seinen Mitarbeitern und gegenüber emotional belastenden Situationen notwendig. Nach dieser Einstellung werden negative Ereignisse und belastende Emotionen als lösbare Probleme interpretiert; und das ist eine Herausforderung für die Kreativität, die praktisch keine Grenzen kennt.
Eine häufige Ursache für negative Gefühle sind sachliche Probleme, die dem Betroffenen „unlösbar“ erscheinen und ihn in einer negativen Spirale gefangen halten. Grübeln, Selbstvorwürfe, Versagensängste, Anschuldigungen und Übertreibungen sind häufige, aber wenig hilfreiche „Strategien“, die man vermeiden sollte. Seien Sie Vorbild durch eine positive, lösungsorientierte Einstellung zu emotional belastenden Situationen. Diese Einstellung sollten Sie kommunizieren und praktizieren. Sie können aber auch andere Personen als Vorbilder nehmen, die schwierige Situationen erfolgreich bewältigt haben.
Manager sollten einen Mitarbeiter nicht abblocken oder ignorieren, wenn er vieles kritisiert, „schlechtredet“, „herumnörgelt“, Gleichgültigkeit oder Frustration äußert. Das sind häufig nur Symptome für ein tiefer liegendes emotionales Problem. Viele Mitarbeiter reagieren sehr empfindlich, wenn sie sich mit ihren (subjektiven) Emotionen nicht ernst genommen fühlen, auch wenn es sich aus objektiver Sicht um Kleinigkeiten handelt.
Daher sollte man versuchen zu verstehen, was der Mitarbeiter wirklich empfindet und diese Gefühle absolut ernst nehmen. Die dazu notwendige Empathie setzt ein aufrichtiges Interesse an anderen Menschen voraus und erfordert die Bereitschaft zuzuhören. Doch Vorsicht mit Ratschlägen. Zunächst kommt es darauf an, dass der Mitarbeiter sich verstanden und ernst genommen fühlt, bevor er eine Lösung selbst erarbeitet.
Dabei können Sie ihn mit eigenen Erfahrungen und Erlebnissen unterstützen. Beispiele für unterstützende Aussagen oder Fragen sind:
Sie stärken damit das Vertrauen des Mitarbeiters in die eigenen Fähigkeiten, emotionale Probleme selbstständig lösen zu können und eigenständig persönliche Energie zu gewinnen.
Eine wichtige Voraussetzung für die Suche nach Positivem ist es, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind (zumal man sie ohnehin nicht ändern kann). Viele Studien haben gezeigt, dass Menschen nach einem Lottogewinn oder nach einem Schicksalsschlag bald wieder auf das „alte“ Glücksniveau zurückgekehrt sind. Es ist nicht einfach, aber sehr effektiv, in negativen Gefühlen die positive Botschaft zu finden.
Beispielsweise signalisiert Angst, dass etwas auf uns zukommt, auf das wir besser vorbereitet sein sollten. Beim Gefühl der Frustration „glaubt“ unser Gehirn, dass wir bessere Ergebnisse erzielen könnten als das, was wir derzeit vorweisen können. Wut kann bedeuten, dass andere Personen oder die Umstände uns daran hindern, das zu tun, was wir wollen. Es gibt viele (kreative) Möglichkeiten, Wut erzeugende Blockaden aus dem Weg zu schaffen. Es müssen nicht immer Wutausbrüche sein. Auch ein großer Fehlschlag kann eine positive Botschaft enthalten.
Oft sind es gerade die Krisen, die zu einem erfolgreichen Neuanfang führen. Fokussieren Sie also Ihre Aufmerksamkeit darauf, was man aus den negativen Ereignissen für die Zukunft lernen kann, und ergreifen Sie die ersten Schritte in diese Richtung mit konkreten Maßnahmen.
Auch dies sind Beiträge zur Steigerung der persönlichen Energie.
Sich in Beschwerden oder Unterhaltungen darüber zu verlieren, „wie schlecht und furchtbar alles ist“, ist einfach. Wenn der Manager mit Unterhaltungen dieser Art konfrontiert ist, muss er sich hüten mitzumachen. Auch Gegenargumente sind meist wenig hilfreich. Er sollte mit negativen Unterhaltungen so umgehen, dass er die negativen Aspekte nicht kommentiert und stattdessen zu einem positiveren Thema wechselt.
Langfristig sollte er aber Maßnahmen einleiten, die die Situation verändern und keinen Anlass für Negativität geben. „Jammern“ ist oftmals die Folge unterschwelliger Konflikte, Fehleinschätzungen der eigenen Leistungen durch mangelndes Feedback und fehlender beruflicher oder persönlicher Perspektiven. Viele Menschen neigen dazu, sich mit negativen Dingen zu beschäftigen, wenn sie keine Herausforderungen oder keine sinnvollen und klaren Ziele haben.
Geben Sie Ihren Mitarbeitern aufrichtiges Feedback zu ihren bisherigen Leistungen und ihrem Verhalten; zeigen Sie ihnen Perspektiven auf, wie sie sich beruflich, fachlich und menschlich weiter entwickeln, und damit einen sinnvollen Beitrag zur Umsetzung gemeinsamer Ziele leisten können.
Menschen brauchen Anerkennung! Positive Verstärkung („Streicheleinheiten“) zu geben, ist wahrscheinlich die bedeutendste Strategie, um positive Energie zu erzeugen und zu bewahren. Anerkennungen sollte man auch dann geben, wenn Mitarbeiter Routine-Arbeiten erledigen. Sobald der Manager eine gute Leistung oder erwünschtes Verhalten bemerkt, sollte eine Anerkennung spontan aussprechen.
Es gilt der Grundsatz demnach das Verhalten, das regelmäßig beachtet wird, auch am meisten verstärkt wird. So entstehen Gewohnheiten, die eine Unternehmenskultur nachhaltig prägen. Die Anerkennung muss ehrlich und echt sein, und man muss sie geben, ohne etwas im Austausch dafür zu erwarten. Wenn eine manipulierende Absicht vorliegt, wirkt Anerkennung unecht und schädlich. Anerkennung ist eines der wirkungsvollsten Mittel, die einem Manager zur Verfügung stehen.
Sie motiviert, belebt und fördert die Lern- und Leistungsbereitschaft. Noch wirksamer ist es, Mitarbeitern zu zeigen, was sie konkret tun müssen, um sich Lob, Wertschätzung und Anerkennung selbst zu erarbeiten. Sie als Vorgesetzter können den betroffenen Mitarbeiter auffordern, konkrete Ideen und Maßnahmen selbst zu entwerfen, um sie dann gemeinsam zu besprechen. Verstärken jeden Fortschritt bei der Umsetzung dieser Maßnahmen durch Beachtung und konstruktives Feedback.
Als Menschen haben wir eine begrenzte Menge persönlicher Energie. Ähnlich wie im Falle einer Batterie, müssen wir darauf achten, dass die Energiebilanz einen positiven Saldo aufweist, dass also die Summe der Energie erzeugenden Aktivitäten stets größer ist als die Summe der Energie zehrenden Verhaltensweisen und Erlebnisse. Wenn wir unsere Emotionen akzeptieren wie sie sind und lernen, intelligenter mit ihnen umgehen, werden wir zufriedener, leistungsfähiger und weniger von Stress geplagt sein.
Sie können diese Tipps selbst umsetzen oder mit Unterstützung in unserem Management-Coaching.
Autor: Prof. Dr. Waldemar Pelz